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„Unbefriedigende Situation“

Der Förderverein des Kehler Krankenhauses befürchtet, dass das Kehler Klinikum wie die Häuser in Ettenheim und Oberkirch früher schließt als in der Agenda 2030 vorgesehen.

VON UNSERER REDAKTION

Kehl. Die aktuelle Situation am Kehler Krankenhaus gebe Anlass zu großer Sorge, schreibt der Förderverein des Kehler Krankenhauses in einer Pressemitteilung. Was werde die nahe Zukunft für das Kehler Krankenhaus bringen? Zusammen mit den Bürgern der Stadt stelle sich der Förderverein diese Frage.

Wie bei den beiden Standorten Oberkirch und Ettenheim scheine eine rasche Schließung auch in Kehl unabwendbar. Im Zuge der Agenda 2030, die mittlerweile unter der Flagge „Ortenau 2030 Zukunft Gesundheit“ segele, drohe Ungemach. Entgegen anderslautender Erklärungen der Klinikleitung in einer Sitzung des Kehler Gemeinderates im November 2021 scheinen die Tage des Krankenhauses bald gezählt, so der Förderverein.

„Akute Personalengpässe“

Durch die zeitweiligen Schließungen der Zentralen Aufnahme, wie sie in Pressemitteilungen immer wieder verkündet wurden, verliere die Bevölkerung von Kehl und der gesamten Raumschaft die wichtigste Anlaufstelle ihrer Gesundheitsversorgung. Akute Personalengpässe seien dafür verantwortlich, wurde zum Beispiel am 13. Dezember 2021 in der Presse verlautbart. Wie dem Förderverein berichtet wurde, gebe es solche Engpässe aber schon seit längerer Zeit. Da stelle sich der Verein die Frage, ob gegengesteuert wurde oder ob ein Gegensteuern mit Absicht unterblieben sei.

Mit dem aktuell noch einsetzbaren Personal könne auch künftig keine durchgehende 24-Stunden-Versorgung in der Notaufnahme mehr gewährleistet werden. So werde es auch nach der für den Jahresbeginn 2022 geplanten Wiedereröffnung für die Bevölkerung nur noch eine zeitlich sehr eingeschränkte Notfallversorgung geben, fürchtet der Förderverein. Während in Oberkirch die Randzeiten mit zwei Stunden weiter abgedeckt werden, entfalle dies in Kehl. Nur zu den Öffnungszeiten von 8 bis 16 Uhr soll hier eine Behandlung möglich sein. Der Verein sieht in diesen Maßnahmen eine richtungsweisende Entscheidung der Klinikleitung.

Zu Beginn des Agenda-Prozesses wurde im Kreistag die Sondersituation von Kehl mitbewertet. Die Nähe des Hafens mit seinen vielen Betrieben sollte Berücksichtigung finden. Warum wird dieser Aspekt nicht mehr berücksichtigt, fragt sich der Förderverein des Klinikums Kehl.

Berichtet wird auch von Engpässen bei der Versorgung der fußläufigen Patienten, die durch die Schließung der Notaufnahme in eine prekäre Gefahrensituation geraten können. Wenn der Notarzt oder der Rettungswagen Patienten direkt vor der Kliniktür aufnehmen und an einen anderen Standort bringen muss, sei dies nicht die „beste Gesundheitsversorgung“, mit der die Klinikleitung sich gerne selbst lobe. An diesem Anspruch müsse sie sich jedoch messen lassen.

Kehler nach Wolfach?

Aktuell könne jedem Patienten nur empfohlen werden, sich direkt in die Notfallversorgung der anderen Standorte zu begeben oder sich mit dem Rettungsdienst in die entsprechenden Kliniken bringen zu lassen. Dass auch Kehler nach dem weit entfernten Wolfach verwiesen werden, trage nicht gerade zur Beruhigung und Zufriedenheit in der Bevölkerung bei, schreibt der Förderverein. Im Gegenteil, es sei geradezu absurd, wenn man sich vor Augen führe, dass laut Agenda 2030 der Standort Wolfach wegen der großen Entfernung nach Offenburg erhalten bleiben soll – was eine durchaus richtige Entscheidung sei.

Es verwundere nicht und sei auch nachvollziehbar, dass die Pandemie als Ursache für die beschriebenen Einschränkungen genannt wird. Der Förderverein sieht darin jedoch ein grundsätzliches und seit längerem bekanntes Problem.

Um die Wertschätzung für die noch in Kehl eingesetzten Mitarbeiter zu dokumentieren, hat der Förderverein sie zum Jahresende 2021 wieder mit Pizzen aus dem Insel-Café erfreut. Außerdem wurden 100 weitere Fleece-Jacken bestellt, die den Mitarbeitern bei kühlen Temperaturen in gut durchlüfteten Räumen zur Verfügung stehen.

Alles, was dazu beitrage, den Standort Kehl zu stabilisieren und damit dem Nutzen von Patienten und Mitarbeitenden diene, werde der Förderverein des Kehler Krankenhauses weiterhin unterstützen, bekräftigt der Verein.

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